Barelhouse Jazzgala 2021

Nach 18 Monaten Corona-Zwangspause hat der Jazzclub Rheinhessen mit der Barrelhouse Jazzband die älteste traditionelle Jazzband Deutschlands in die Ludwig-Eckes-Halle nach Nieder-Olm eingeladen. Seit nunmehr 35 Jahren ist die Barrelhouse Jazz Gala mit internationalen Gastsolisten das jährliche Topereignis des Jazzclubs. So kann auch Jazzclubvorsitzender Karlheinz Belzer zahlreiche Jazzfans begrüßen, die alle die Corona-2G-Bedingungen erfüllen mussten.

Nach einer Einführung von Promotor Dieter Nentwig spielt das Septett die erste Hälfte des ersten Sets alleine, beginnend mit Duke Ellingtons „Out South“, einem eng an die Gospelmusik des ,,schwarzen“ Südens angelehnter Titel, in dem Frank Selten das Bariton-Saxophon stimmungsvoll einsetzt. Es folgten zwei Kompositionen des Trompeters Horst „Morsch“ Schwarz: das kreolische „Margarita“ und „Blues For King Joe“ zum Andenken an den Altmeister auf dem Kornett Joe „King“ Oliver. Sodann gibt Klarinettist Reimer von Essen – seit 1962 Leader der Barrelhouse Jazzband – im karibischen „Salée Dame“ von Albert Nicholas eine Gesangseinlage zum Besten. Im Duke Ellington-Klassiker „Caravan“ war dann die Rhythmusgruppe gefragt mit Christof Sänger am Piano, der den diesjährigen Jazzpreis des Landes Hessen gewann, Lindy Hupperstsberg am Kontrabass und Roman Klöcker an der Gitarre sowie Michael Ehret mit einem fulminanten Schlagzeugsolo.

Frontline
Die Frontline der Barrelhouse Jazzband: Frank Selten, Reimer von Essen und Horst Schwarz

Anschließend gesellt sich der erste Gast des Abends dazu: die US-amerikanische Sängerin Joan Faulkner, die für den Sänger Stanley Beckenridge, der nicht einreisen konnte, kurzfristig eingesprungen war. Die in der Nähe von Frankfurt lebende Künstlerin, die in den Stilen Gospel, Blues und Soul zu Hause ist, glänzt mit ihrer tollen Stimme im Blues-Standard „C. C. Rider“ von Ma Rainey. Viel Beifall erhält sie auch in „You Make Me Feel Like A Natural Woman” aus dem Repertoire ihres  Vorbilds Aretha Franklin. Nach dem gefühlvollen Armstrong-Song „What A Wonderful World“ – umrahmt mit einem Solo auf der gestopften Trompete von Horst Schwarz – folgt noch „Mack The Knife“, das in der deutschen Urversion von Kurt Weill und Bertold Brecht aus dem Jahre 1928 stammt.

Gastmusiker
Die drei Gastmusiker Pierre Louis „Pilou“ Cas, Colin Dawson und Dan Barrett.

Nach der Pause beginnt wieder das Septett mit „The Barrelhouse Showboat“ – einer Komposition von Horst Schwarz – als rollender Boogie des Pianisten Christof Sänger mit Banjo-Solo des Gitarristen Roman Klöcker, ehe dann die drei Gastsolisten die drei Herren der Barrelhouse-Frontline ersetzen. Nach den beiden Ellington-Standards „C Jam Blues“ und „Just Squeeze Me” stellen sich die Gäste dann einzeln solistisch vor, beginnend mit dem britischen Trompeter Colin Dawson – Leiter des Quartetts „Echoes Of Swing“ – mit dem melancholischen Barbra-Streisand-Song „Guilty“ auch mit einer Gesangseinlage. Als nächster hat Posaunist Dan Barrett aus USA den Revue-Schlager „If You Were The Only Girl In The World” mitgebracht, wobei er butterweiche einschmeichelnde Töne seinem goldfarbenen Instrument entlockt. Und dann intoniert noch der schlitzohrige Tenorsaxophonist Pierre Louis „Pilou“ Cas – Mitglied mehrerer Swingorchester in Paris – den Jazzstandard „Robbin’s Nest“. Alle drei zusammen präsentieren dann noch mit der Barrelhouse-Rhythmusgruppe „I May Be Wrong“ und Billy Strayhorns „Take The ‘A‘ Train“. Mit einer ausgedehnten Version des Blues-Klassikers „Everyday I Have The Blues“ zum Finale kommen alle zehn Musiker plus Sängerin Joan Faulkner nochmals gemeinsam auf die Bühne. Nachdem Karlheinz Belzer den beiden Damen Blumensträuße überreicht hat – für die Herren steht rheinhessischer Rebensaft bereit – erklatscht sich das begeisterte Publikum noch den immergrünen traditionellen Jazz-Standard „When The Saints Go Marching In“. Nach über drei Stunden tollem Jazz geht ein denkwürdiges Konzert zu Ende.

Finale
Zum Finale alle Musiker gemeinsam auf der Bühne.