„Caravan“ durch die Klassiker in Wörrstadter Neubornhalle

Von Klaus Mümpfer

Der Jazzclub Rheinhessen hatte die Bigband des Gauß-Gymnasiums nach Wörrstadt eingeladen. Unter Leitung von Solist Martin Holl gelangt eine Reise durch Filmmusik, Jazz und Pop.

Der Jazzclub Rheinhessen hatte die Bigband eingeladen. Unter Leitung des Saxofonisten und Sängers Martin Holl begeisterte die Gruppe aus Worms. Foto: BilderKartell/Axel Schmitz

WÖRRSTADT – „Caravan“ gilt als einer der größten Hits, die der Bandleader Duke Ellington je hatte. Die eigenwillige Interpretation der Einleitung von Musiker Martin Holl mit der dunkel timbrierten Flöte reduzierte die Harmonik der Komposition auf den Kern. Das exotische Flair des bekannten Originals aus der Feder von Juan Tizol riss aber beim Mittelteil das Publikum in der gut besuchten Wörrstädter Neubornhalle zu Beifallsrufen hin.

Der Funke sprang von den Musikern auf das Publikum über. Geheimnisvoll hatte der Leiter der Bigband des Gauß-Gymnasiums Worms, Martin Holl, die Komposition in seiner Moderation als Fata Morgana im Wüstensand angesagt. Die Melodie ist betont chromatisch, mysteriös, fast orientalisch. Ellington arrangierte den Song mit zusätzlichen Orientalismen und gab ihm einen neuen, konventionelleren Mittelteil, der rhythmisch und tonal stark mit der Hauptmelodie kontrastiert. Aus diesem Kontrast bezieht das Stück seine besondere Stärke.

„Caravan“ war eine der Kompositionen, mit der die Bigband beim Spiel in Wörrstadt das begeisterte Publikum faszinierte. „Let The Good Times Roll“ der Blues Brothers oder „Sweet Home Chicago“ von Robert Johnson aus dem Jahr 1936 standen neben anderem auf dem Programm der Bigband, die die übliche Besetzung von fünf Saxofonisten, vier Posaunisten und vier Trompetern nicht einhielt, weil eben alle Musiker beschäftigt werden sollten. Die Bigband des Gauß-Gymnasiums Worms, aus einer Arbeitsgemeinschaft entstanden, unterhielt auf Einladung des Jazzclubs Rheinhessen das teilweise aus der gesamten Region angereiste Publikum gut zwei Stunden auf vortreffliche Weise und wurde vom Jazzclub offensichtlich zudem gefördert.

25 junge Musiker unter der Leitung von Studienrat Martin Holl interpretierten die 16 Klassiker aus den Bereichen des Jazz, der Pop- und der Filmmusik von der Michael-Jackson-Komposition „Billie Jean“, dem rockigen Elvis Presley-Hit „Jailhouse Rock“ bis zur Henry Mancini-Komposition „The Pink Panther“ aus den 60er Jahren äußerst präzise, diszipliniert und exakt im Einsatz. Bandleader Holl hatte seine Instrumentalisten gut im Griff, auch wenn der Tenorsaxofonist und Sänger von seinem Platz in der Band aus dirigierte. „My Way“ machte hingegen die Grenzen des Vokalisten sichtbar, denn Frank Sinatra ist nicht zu übertreffen.

„I Wanna Be Like You“ mit seinen expressiven Soli auf der Posaune und dem Altsaxofon leistete sich einen kleinen Durchhänger, der aber in dem hörenswerten Konzert des Wormser Orchesters nicht auffiel. „Back To Black“ von Amy Winehouse interpretierte Holl mit angestrengter, jedoch tragender Stimme, die in dem Sound der Bigband allerdings fast unterging. Mit „Runaway Baby“ erklatschten sich die zahlreichen Zuhörer in der Neubornhalle ihre Zugabe, die die Musiker aus Worms gern erfüllten. Die mit einem Gummistößel bedämpfte Trompete und die Ventil-Posaune setzten Glanzlichter bei den Soli, unter denen auch der junge Gitarrist mit seinem Instrument vor der Bigband brillierte.

Die Blues Brothers haben Martin Holl offensichtlich besonders fasziniert, denn das Programm der Bigband des Gauß-Gymnasiums Worms widmete ihnen mehrere Kompositionen. Der Sohn des früheren Leiters Hubertus Holl hatte die jungen Musiker zwischen 12 und 19 Jahren sowie die Ehemaligen zu einem gut funktionierenden Orchester zusammengeschweißt. Die Band war 1986 von Freddi Schnerch gegründet worden. Das Repertoire ist bewusst weit gefächert. Studienrat Martin Holl führt mit großem Engagement und Leidenschaft die jungen Musiker des Gymnasiums, was 2018 mit einem Auftritt in Parma, einer Partnerstadt von Worms, belohnt wurde.