Da swingt das Christkind

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Dixieland, Blues, Gospel oder Swing – „All That Jazz“ stimmt in der evangelischen Kirche Weihnachtslieder im Jazz-Gewand an.  Foto: hbz/Michael Bahr

WINTERSHEIM – In Amerika ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass Weihnachtslieder in Kirchen im Jazz-Gewand dargeboten werden. Die rheinhessische Oldtime-Jazzband „All That Jazz“ hat sich die bekanntesten deutschen und amerikanischen Weihnachtslieder vorgenommen und als Dixieland, Blues, Gospel oder Swing interpretiert. Besonders reizvoll wird das stimmungsvolle Konzert in der evangelischen Kirche Wintersheim durch die Lesung humorvoller Geschichten und die starken Gesangsbeiträge Jasmin Shakirs und des schwarzen Posaunisten und Louis-Armstrong-Imitators Fred Birt. Abgesehen von der charmanten Sängerin haben alle Musiker über 40 Jahre Bühnenerfahrung. Mit Bandleader Toni Krebs an der Trompete gehen sie zurück zu den Wurzeln des Jazz. Das ist vor allem der New Orleans Jazz, der in Deutschland als Dixieland bekannt ist, aber weit mehr Facetten zeigt. Angelehnt an „When the Saints“ erklingt der Gospel „Lily of the Valley“ als Huldigung des Christkindes. Saxofonist Detlev Erbsmehl ist an diesem Abend Moderator und Geschichtenerzähler. Seine Auswahl anrührender und humoristischer Geschichten trifft den Nerv des Publikums. Tiere streiten sich, wie man Weihnachten feiern soll. Der Eisbär will vor allem Schnee, das Eichhörnchen Nüsse, der Fuchs eine Gans im Kochtopf. Ans Christkind denkt dabei keiner. Auch Rentier „Rudolph“ hat eigene Vorstellungen, was von Jasmin Shakir schwungvoll besungen wird. Zur Mahnung liest der Saxofonist das Gedicht „Der kleine Nimmersatt“. Bei „Lasst uns froh und munter sein“ ist wieder das Sextett gefragt. Während der Londoner Banjospieler Eric Webster stoisch seine Akkorde spielt, gibt Charly Zerfass am Sousaphon ohne jemals eine Pause machen zu können den Groove vor. „Amazing Grace“ hat den Weg rund um den Erdball gemacht. Die Botschaft von der Gnade Gottes singt Fred Birt, der eine beachtliche stimmliche Bandbreite besitzt. „Jingle Bells“ wurde bereits 1857 zum ersten Mal in Boston intoniert. Den Glockenklang besorgt Jasmin Shakir, die in „Winter Wonderland“ ihren großen Auftritt hat. Solisten sind dabei Detlev Erbsmehl am Saxofon und mit Dämpfer an der Posaune Fred Birt. Der singt sowohl den rhythmischen Gospel „Old Man Moses“ als auch Louis Armstrongs „What A Wonderful World“ im Original „Satchmo“ Timbre. Bei „Santa Clause is coming to Town” und der Zugabe „Little Liza Jane” kommt Jasmins fröhlicher glockenheller Gesang besonders zur Geltung. Beim abschließenden „When the Saints go marching in“ ziehen sie als Marching Band durch die Kirche – Musik zum Anfassen ganz ohne Starallüren wie einst in New Orleans!

Fred Balz (AZ Mainz )