Barrelhouse Jazz Gala bringt Swing und Groove nach Nieder-Olm

Nicht nur Joan Faulkner sorgte bei der Barrelhouse Jazz Gala in Nieder-Olm für Original Blues- und Swing-Sound. Viele Solisten begeisterten mit den Hits der Musikgeschichte.

NIEDER-OLM – Geboren in den 50-er Jahren in Amerika, kam Joan Faulkner in den 70-ern nach Deutschland, arbeitete als Sekretärin bei der US-Armee, wurde entdeckt und galt inoffiziell als tragende Stimme der Pop-Gruppen „Boney M“ und „Milli Vanilli“. In diesem Jahr faszinierte die farbige Sängerin das Publikum der Barrelhouse Jazz-Gala in der gut gefüllten Ludwig-Eckes-Halle in Nieder-Olm.

Joan „The Voice“ Faulkner interpretierte mit warmer und ausdrucksstarker Stimme „You make me feel like a natural woman“, das sie „The Queen“ Aretha Franklin widmete. Verrucht und leicht rau sang sie mit weit tragender Stimme ihren „Mack the knife“, um dann in Begleitung der Frankfurter Barrelhouse-Musiker inbrünstig das von Louis Armstrong bekannte „What a wonderful world“ anzustimmen. „Ich werde singen bis zu Schluss“ hatte sie einst gesagt. „Musik ist das, was mir Kraft und Energie gibt.“

In der Tat ist die Sängerin in dem dunkelblauen Kleid ein Energiebündel auf der Bühne. Begonnen hatte sie, die vor 18 Jahren bereits einmal mit der Band auftrat, mit „C. C. Rider“. Mit ihrem Song „A good man is hard to find“, reizte Joan Faulkner humorvoll und charmant das Publikum in Nieder-Olm.

Als Gäste der Barrelhouse hatte Impresario Dieter Nentwig den französischen Tenorsaxophonisten Nicholas Montier vom Paris Swing Orchestra und den holländischen Posaunisten Bert Boeren von der Dutch Swing College Band eingeladen. In Nieder-Olm heimste vor allem Boeren Beifallsstürme mit dem Solo-Stück „Makin‘ Whoopee“ ein.

Fulminantes Bass-Solo, schmeichelndes Timbre

Natürlich kommt niemand an die „Mercedes Benz“-Version von Janis Joplin heran. Doch mit Bravour interpretierte die amerikanische Trompeterin und Sängerin Bria Skonberg auf ihre Weise den Song mit einem fulminanten Bass-Solo, bevor sie im zweiten Teil des Trio-Auftritts mit einschmeichelnden Timbre die getragene Duke Ellington-Komposition „Mood Indigo“ anstimmte. Die Zuhörer klatschten begeistert zu den Kompositionen mit gestopfter Posaune und bedämpfter Trompete sowie dem intensivem und einfühlsamen Saxophonspiel. Hüpfend präsentierte das Trio „Saint Thomas“, um mit dem Dixieland-Traditional „Fidgety Feet“ zu schließen. Eröffnet hatte den Abend die Frankfurter Barrelhouse Jazzband mit Fats Wallers „I’ve got my fingers crossed“. Bandleader Reimer von Essen führte kenntnisreich und humorvoll durch das Programm der Musiker, die auch im 65. Jahr ihrer Bandgeschichte das Grundsätzliche bewahrt haben: nämlich swingenden Jazz zu spielen, der sich auch neuen Einflüssen nicht verschließt.

Die Band interpretiert nach wie vor traditionellen Jazz und frühen Swing, kreolische Rhythmen sowie die spätere New-Orleans-Renaissance. Lindy Huppertsberg, die „Lady Bass“, sang „A tisket, a tasket“, das Ella Fitzgerald einst berühmt machte. Von Clarence Williams, dem nach den Worten Reimer von Essens unverdient nahezu unbekannten Komponisten, stammt das bluesartige Stück „My Mama stayed out the whole night long“. Die Barrelhouse kann sich glücklich schätzen, in dem Pianisten Christof Sänger einen Interpreten gefunden haben, der in zahlreichen Stilen zuhause ist und diese virtuos beherrscht.

Die Band beendete die Gala auch dieses Jahr in der Ludwig-Eckes-Halle nach gut drei Stunden mit einem Quantum Show.

Klaus Mümpfer