Das Duo „Jazzaffair“ im Guntersblumer Museumskeller

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Birgit und Karsten von Lüpke – ein Duo der Extraklasse, wie jetzt auch die Guntersblumer Jazzfans wissen. Foto: hbz/Stefan Sämmer

Guntersblum: Sie sind seit 1996 verheiratet und seit dieser Zeit ein eingeschworenes musikalisches Duo der Extraklasse, die Sängerin Birgit von Lüpke und der Ausnahmepianist Karsten von Lüpke. Entdeckt hat sie der Jazzclub Rheinhessen – für Rheinhessen, denn die beiden Ausnahmemusiker stammen aus Frankfurt am Main. Eingeladen, zusammen mit dem Jazzclub, hat sie der Kulturverein Guntersblum in seinen Kleinkunstkeller unter dem Heimatmuseum.

Dieses Ambiente vermittelt beinahe Hautkontakt mit den Künstlern, verzeiht keine Fehler und erlaubt im Gegenzug eine intensive Wahrnehmung, in diesem Falle der Musik. Birgit von Lüpke begeistert von Beginn an mit ihrer Stimmpräsenz, die nicht nur klangvoll ist, sondern auch alle Facetten des Jazzgesangs beherrscht. Darüber hinaus komponiert sie eigene Werke, stilsicher und versiert, kongenial begleitet von Karsten von Lüpke, der im Guntersblumer Kunstkeller sein E-Piano „RD-700SX Roland“ an seine Grenzen bringt.  Mit George Gershwins „But not for me“, in dem von unerfüllten Träumen die Rede ist, wird in der Eigenkomposition von Birgit von Lüpke „The leaving train“ Mut gemacht, einfach einen Zug zu besteigen und ins Ungewisse zu fahren, ein Song für den Aufbruch, den ein jeder immer mal wieder in sich spürt. Schon in diesen beiden Auftaktsongs ist das Zusammenspiel der beiden Musiker von unglaublicher Intensität, und die jeweiligen Soli fordern immer wieder auf zu applaudieren, während die Füße nicht still stehen können und dem Rhythmus der Lieder weiter folgen.

Nat King Coles Song „Straighten up and fly right“ handelt von der Beziehung zwischen einem Bussard und einem Affen, witzig und schwungvoll. Unvergessen auch Audrey Hepburn mit „Moon River“ in „Frühstück bei Tiffany“, wo die Sängerin den Einsatz der Posaune mit Mund und Stimme gekonnt modelliert, „there will be many lips to kiss“. Und wieder wird klar, wie schön die englische Sprache swingen kann, was im Deutschen so nüchtern und hart klingen würde.

Der Abend dieses ungewöhnlichen Konzertes gestaltet sich abwechslungsreich und kurzweilig, die Pause ist schneller da, als man denkt und bei einem Glas Wein kann man der Sängerin Fragen stellen und Halbwissen vervollkommnen, bevor es mit einer Stimmungsmischung aus Henry Mancini-Songs über Jimmy Hendrix-Titeln bis zum Song der französischen Straßenmusikerin Madeleine Peroux, die eigentlich Amerikanerin ist und in der Metro von Paris entdeckt wurde, weitergeht. Dazwischen kommen immer wieder Eigenkompositionen, und wenn „Al Forno“, im Ofen, von Karsten von Lüpke ertönt, dann kocht das Blut des Publikums, das sich mit der Sängerin und dem Lied „Hit the road, Jack“ von Ray Charles im gemeinsamen Singen wieder runterkühlen kann. Natürlich geht das alles nicht ohne Zugaben zu Ende…

Marianne Hoffmann