Barrelhouse Jazz Gala 2017

New Orleans in our hearts

Barrelhouse_2017

Die Sängerin Brenda Boykin klemmte sich ihren „Rhythmus-Stock“ unter den Arm und improvisierte mit dem Kornettist Kevin Louis aus New Orleans über die Melodie des zwölftaktigen Blues „See See Rider“. Gestützt auf ihre Gehhilfe, hatte die 60-Jährige zuvor mit dem Pianisten Christof Sänger stimmgewaltig und intensiv sowie voller Inbrunst den Spiritual „What a friend I have in Jesus“ gesungen. Das Publikum in der gut besuchten Nieder-Olmer Ludwig-Eckes-Halle schloss die farbige Sängerin bereits beim langsamen Blues sowie dem rockenden „Crazy Little Daddy“ ins Herz.

Gemeinsam mit der Rhythmusgruppe der Barrelhouse Jazzband präsentierten Trompeter Kevin Louis, Posaunist Rick Trolsen und Klarinettist Thomas Sancton originären New Orleans Jazz. Die Gäste aus Amerika fügten sich nahtlos in das Programm der traditionell ausgerichteten Frankfurter Band ein. Das begeisterte Publikum nahm ihnen ohne Einschränkungen ab, dass „New Orleans in our hearts“ schlage – so das Motto der Gala. „Why don´t you go down to New Orleans“ fragten die drei US-Gäste eher rein rhetorisch in ihrem Opener, um mit dem „Muscrat Ramble“ ihre Darbietungen zu schließen. Dazwischen schoben sie, weil der Klarinettist Sancton ein sensibler Anhänger Bechets ist, mit „Si tu vois ma merè“, eine Komposition des berühmten Musikers aus dem Woody Allan-Film „Midnight in Paris“. Der Schüler des legendären George Lewis ließ seine Klarinette vibrieren, sanft erklingen und traf die Stimmung des Originals genregerecht.

Studierter Musiker sowie tonangebender Instrumentalist war Kevin Louis sowohl mit gestopftem Kornett als auch mit dessen strahlendem Ton. Satt und klar blies Rick Trolsen seine Posaune, wie ihn die Fans bereits als Mitglied der „New Orleans Night Crawlers“ aus einer früheren Jazz-Gala kannten. Die drei Bläser entführten die Zuhörer aus Nieder-Olm zu den Karnevals-Rhythmen in den „Mardi Gras“ und zu „Mama Inez“.

Die Barrelhouse Jazzband eröffnete das mehrstündige Konzert mit der gewohnten Souveränität, der unfehlbaren Präzision in den Einsätzen und der leidenschaftlichen Spielfreude. Die Frankfurter zählen noch immer zu den besten Bands des traditionellen Jazz von King Oliver bis zu Duke Ellington. Faszinierend mit dem virtuosen und vielseitigen Pianisten Christof Sänger gelang ihnen eine mitreißende Version von Ellingtons „Caravan“ mit ihrem exotischen Sound. Bassistin Lindy Huppertsberg zupfte die Harmonien reizvoll und schlug die Saiten ihres Instruments in knallender Slap-Technik. Leise strich sie mit dem Bogen das Zwischenspiel zu King Olivers „Snag it“. Frisch erklang die einfühlsame Barrelhouse-Interpretation des Beatles-Klassiker „Let it be“.

Im Finale verabschiedeten sich Brenda Boykin, die drei Künstler aus New Orleans und die Band mit der mitreißenden Fassung von „Lady be good“ der Gershwin-Brüder. Das euphorisierte Publikum feierte die Musiker mit anhaltendem Applaus.

Zuhörer erkundigten sich bereits nach der Gala 2018, die nach den Worten des Barrelhouse-Leiters sowie Klarinettisten und Altsaxofonisten Reimer von Essen im Oktober nächsten Jahres terminiert sei.

Klaus Mümpfer