Barrelhouse Jazz Gala 2007

Barrelhouse_2007

Ob rollende Boogies aus New Orleans oder straight gespielter Swing  aus New York – die Barrelhouse Jazzband fühlt sich in allen Stilen der Jazz-Klassik zuhause und holt sich zur jährlichen Gala als Partner renommierte Gäste aus dem Heimatland des Jazz.

Keiner der Musiker hat das Jahr erlebt, als „Caravan“ mit der lasziven Melodie, dem verqueren Latin-Rhythmus und der exotischen Klangfarbe entstand. 1936 schrieb Duke Ellingtons Posaunist Juan Tizol den Jazz-Hit, bei dem jetzt die Frankfurter Barrelhouse Jazzband den New Yorker Sänger Miles Giffith singend und scattend zum Duett und Duell mit dem Schlagzeuger Michael Ehret führte. Der 38-jährige farbige Vokalist verfügt über eine kraftvolle Stimme, die er gefühlvoll in Balladen mit dem Saxophonisten Chuck Wilson, shoutend in schnelleren Stücken mit dem Kornettisten Randy Reinhardt und immer wieder komödienhaft mit dadaistisch-silbenspeienden Vokalisen einsetzt.

„From Ragtime to Swing – from New Orleans to New York“ führt in diesem Jahr die Reise der traditionsreichen Barrelhouse Jazzband und ihrer Gäste beim Konzert des Jazzclubs Rheinhessen in Nieder-Olm. Von Jelly Roll Morton bis Count Basie reicht das Spektrum der Jazz-Größen, deren Kompositionen die Band um den Klarinettisten und Saxophonisten Reimer von Essen sowie der Arrangeur und Posaunist Dan Barrett mit seinen amerikanischen  Freunden auf eine erfrischende, eigenständige Weise interpretieren.

So dürfen bei James P. Johnsons „Victory Stride“ die Gäste aus Amerika in Soli beweisen, warum berühmte Bandleader wie Benny Goodman, Buck Clayton, Tito Puente oder Jay McShann sie in ihren Bigbands als Solisten einsetzten. Dan Barrett besticht in Nieder-Olm mit seinem kraftvollen und dennoch warmen Klang auf der Posaune, Chuck Wilson mit sonoren singenden Linien auf dem Saxophon, Randy Reinhardt mit strahlendem und attackierenden Läufen auf dem Kornett. Faszinierender noch als ihre kunstvollen und kreativen Improvisationen war indessen das Solo-Spiel des Pianisten Tom McDermott, der nordamerikanischen Ragtime, südamerikanischen Tango und europäische Romantik gleichermaßen verinnerlicht hat und virtuos umsetzt. „Nocturne“ widmet er „dem polnischen Blues-Meister Frédéric Chopin“ mit einer verspielten, romantisierenden Einleitung, einem nahtlosen Übergang zur Jazzklassik vom Boogie- bis Stride-Piano sowie einem orchestral wirkenden Finale. Rags und Boogies fließen aus den Tasten des Flügels und das Auge vermag kaum der Fingerfertigkeit des Iren aus New Orlanes zu folgen, wenn er in Jelly Roll Mortons „The Fingerbreaker“ in rasenden Läufen davoneilt.

Begonnen hat die Barrelhouse Jazzband zunächst ohne Gäste unter anderem mit einem mitreißenden Basie-Medley von „Basie´s Boogie“ bis „Jumping on the woodside“ und enden sollte das Konzert in einer Session der Band und ihrer Gäste vor einem begeistert applaudierenden Publikum in der ausverkauften Nieder-Olmer Halle mit dem Bekenntnis aller Jazzmusiker „It don´t mean a thing, if it ain´t got that swing“.

Text und Foto: Klaus Muempfer