Andreas Hertel Trio und Jens Bunge huldigen in Monsheim Toots Thielemans

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Die Mundharmonika ist mit dabei: Jens Bunge (2.v.r.) und das Andreas Hertel Trio beim Konzert in der Anhäuser Mühle in Monsheim. Foto: photoagenten / Alessandro Balzarin

MONSHEIM – Wenn der Jazz Club Rheinhessen und die Verbandsgemeinde in der Anhäuser Mühle gemeinsam zu einem Konzert einladen, wartet auf die Besucher ein besonderer Leckerbissen. Und nichts anderes war der Auftritt des „Andreas Hertel Trios“ mit Gastmusiker Jens Bunge und dem Programm „Tribute to Toots Thielemans“.

Das Andreas Hertel Trio, das sind der Wiesbadener Jazzpianist, Komponist und Klavierlehrer Andreas Hertel, der sich auch mit zahlreichen Eigenkompositionen im Jazz-Bereich einen Namen gemacht hat, die Frankenthalerin Lindy Huppertsberg, bekannt als „Lady Bass“, wie sie von ihrem Lehrer Ray Brown genannt wurde, sowie der Drummer Jens Biehl aus Frankfurt, der als Schlagzeuger eine feste Größe in der Liveszene im Rhein-Main Gebiet und darüber hinaus ist.

Aus dem Trio machte Jens Bunge mit seiner Mundharmonika ein Quartett, der von sich selbst angibt, dass er Autodidakt sei. Zunächst spielte der studierte evangelische Theologe, der heute als Pfarrer an einer Ludwigshafener Berufsschule unterrichtet, als Kind Volksmusik auf der diatonischen Mundharmonika und der Gitarre, lernte dann Trompete, um mit 18 Jahren, unter dem Eindruck von Toots Thielemans zur chromatischen Mundharmonika zu wechseln.

Bewusst hatte das Quartett das Motto „Tribute to Toots Thielemans“ gewählt, und so erfuhren die leider nur knapp 60 Besucher, die einen tollen musikalischen Abend erlebten, auch viele Fakten zu dem belgischen Musiker. Jean-Baptiste Frédéric Isidor, Baron Thielemans, bekannt als „Toots“ Thielemans, der 2016 im Alter von 94 Jahren starb und bis zuletzt auf der Bühne stand, beeinflusste mit seiner Art des Jazz, die stark von der Mundharmonika beeinflusst wurde, zahlreiche Musiker. Wunderschöne, lyrische Melodien, romantische Balladen und klangschöne persönliche Standard-Versionen, dafür steht diese Ikone des zeitlosen swingenden Jazz, die seit den 60er-Jahren Musikgeschichte schrieb.

Im Verlaufe des Abends schafften es die Musiker mit ihren eigentlich nur wenigen Stücken in der gut 90-minütigen Session, sich zahlreiche Zwischenbeifälle, „Ja“ und „Bravo-Rufe“ zu verdienen. Eröffnet wurde das Konzert mit „Bluesette“, dem wohl bekanntesten Werk Thielemans’, das er selbst mehrfach aufnahm und mittlerweile von 100 Musikern eingespielt wurde, gefolgt von „Ornithology“, dem Jazz-Standard im Bereich Bebop von Little Benny Harris und Charlie Parker aus dem Jahr 1946.

Aus dem Album Affinity begeisterten die Musiker mit dem Gemeinschaftswerk „sno’peas“ von Thielemans und Bill Evans, der zu den einflussreichsten Jazzpianisten gehört. Bei der Evans-Nummer „Make someone happy“ konnte Hertel sein großes Können mit einem Piano-Solo zu Beginn zeigen, während die Lady Bass im Mittelpunkt des Werkes glänzt, bevor die Mundharmonika einen tollen Schlusspunkt setzt.

Gefühlvoll in Herzen der Zuhörer gespielt

Zahlreiche Filmmusiken sind mit Thielemans verbunden, etwa die amerikanische Titelmusik der Sesamstraße oder das zu Gehör gebrachte „Dat Mistige Rooie Beest“. Beim „Ne me quitte pas“ des Belgiers Jacques Brel spielte sich das Schlagzeug gefühlvoll in die Herzen des Publikums, während beim Evans-Stück „We will meet again“ eine Amsel vom Dach der Bühne aus gefällig mit ihrem Gesang die Musiker unterstützt. Eine Eigenkomposition Hertels gab es mit „Blue Bop“, einer Mischung aus Blues und Bebop zu hören, bevor Bunge demonstrativ zum Konzertende nach den letzten Klängen von „Funkallero“ seine Mundharmonika in die Jacke steckt. Ein minutenlanger Beifall sorgte aber dafür, dass das Instrument bei der Zugabe „A Day without a date“ von Jens Bunge wieder ausgepackt wurde.

Markus Holzmann