St.Philip-Street beim Frühschoppen 2017

Jazzfrüschoppen_2017

Beim mittlerweile 11. Jazzfrühschoppen, den die Kultur- und Weinbotschafter zusammen mit dem Jazzclub Rheinhessen in diesem Jahr im Weingut Dätwyl der Brüder Heiko und Achim Dettweiler in Wintersheim veranstalteten, war das Wetter leider kühl und regnerisch, sicher ein Grund dafür, dass nur knapp hundert Gäste der Einladung gefolgt sind.

Nach dem flotten Hot-Jazz-Klassiker “Hindustan“ als Opener präsentiert das St. Philip Street Quintett mit “Nobody’s Sweetheart Now“ einen Song aus dem Jahre 1923, der von einem Mädchen vom Lande handelt, das sich inzwischen in eine mondäne Frau von Welt verwandelt hat, mit „edlen Strümpfen, seidenem Gewand, gemalten Lippen, bemalten Augen“. In seiner Begrüßung gibt Jazzclub-Vorsitzender Karlheinz Belzer Hinweise auf die nächsten Veranstaltungen des Jazzclubs, während anschließend Heike Dettweiler – Hausherrin und 2. Vorsitzende der Kultur- und Weinbotschafter – zu drei Führungen durch ortsansässige Kultur- und Weinbotschafterinnen einlädt, die zu folgenden Themen informieren sollen:

  • Wildkräuter am Wegesrand entdecken – Tipps zur Herstellung heilender Essenzen
  • Bedeutung und sprachliche Erforschung von Flurnamen
  • wenn Steine erzählen – Wohnturm, Kreuzgewölbe und Vinothek des Weingutes Dätwyl

Die etwa einstündigen Führungen sollen gegen 14 Uhr nach dem Jazzfrühschoppen beginnen.

Dass bestimmte Plätze, Orte und Straßen, die in der Jazzgeschichte von Bedeutung sind, Pate stehen für die Namensgebung von Jazzformationen, ist durchaus üblich. So leitet sich auch dieser Name von der St. Philip Street in New Orleans ab, wo Klarinettist George Lewis in der Küche seines Hauses mit Trompeter Bunk Johnson legendäre Aufnahmen produzierten. Das St. Philip Street Quintet, bestehend aus Harald Blöcher (Posaune), Horst Aussenhof (Klarinette), Dominik Dötsch (e-Piano), Jutta Klauer (Kontrabass) und Tom Schilp (Schlagzeug), hat sich zum Ziel gesetzt, eben diese Art von traditionellem Jazz zu präsentieren, wie er in den kleinen Tanzhallen und bei Privatfeiern in New Orleans seit etwa 1900 gespielt wird.

Trotz des der kühlen Temperaturen schmeckt der Wein des Hauses vorzüglich und die Speisen wie Krustenbraten mit Kartoffel- und Weißkrautsalat, Backofenkartoffel mit Matjes oder überbackener Schafskäse mit Fladenbrot sowie Mousse au Chocolate zum Dessert finden zahlreiche Liebhaber. Zudem kann sich das Publikum an den Klassikern des New Orleans-Jazz erfreuen. So erklingen das flotte “When my dreamboat comes home“ neben der bluesigen Ballade “Am I Blue?“ oder das kinderliedhafte „Bye Bye Blackbyrd“. Während sich Klarinette und Posaune bei wilden Soli abwechseln und umspielen, spielt Bassistin und Bandleaderin Klauer einen soliden Bass, mit dem sie durch besondere Spieltechniken wie dem Slappen, bei dem die Saite angerissen wird und auf das Griffbrett knallt, was einen perkussiven Klang erzeugt, abwechslungsreiche Akzente setzt.

Mit dem Gershwin-Klassiker “Oh! Lady Be Good” beginnt der dritte und letzte Set, während sich die Gäste bereits leckeren Kuchen und Kaffee munden lassen. Nach dem Cajun-Song “Jambalaya“ – gleichnamig mit dem pikanten Gericht aus der Cajun-Küche – mit einer urigen Gesangseinlage von Harald Blöcher tritt auch Bassistin und Bandleaderin Jutta Klauer vokalistisch in Erscheinung: mit dem schnulzigen Song „On Moonlight Bay“ war auch bereits Doris Day im gleichnamigen Film 1951 erfolgreich. Nach Paul Barbarins „Bourbon Street Parade“ – gleichbedeutend mit der heimlichen Hymne der Stadt New Orleans – endet der Schluss-Set etwas abrupt – ein Regenschauer verhindert noch eine Zugabe.  

Ludwig Lang