Echoes of Swing -20 years jubilee tour 2018

Echoes-of-Swing

Zwei Besonderheiten zeichnen das Quartett „Echoes of Swing“ aus: die Virtuosität vor allem  des Pianisten Bernd Lhotzky und der Humor in der Umwandlung des Frank-Loesser-Klassikers „On a slow boat to China“ zu „On a slow goat through China“ – wie der Altsaxophonist Chris Hopkins seine Bearbeitung nannte. Lhotzky ist einer der besten Stride-Pianisten mit einer unnachahmlichen Anschlag-Kultur auf den Tasten des historischen Flügels in der Saulheimer Sängerhalle, wo die Combo „Echoes of Swing“ auf Einladung des Jazzclubs Rheinhessen zum zweiten Mal in zehn Jahren die Besucher begeisterte. Der in Amerika geborene Hopkins führte charmant und humorvoll durch den Abend. Mit der Trompete brillierte der britische „Wikinger“ Colin T. Dawson. Der in der Rhythmusgruppe normalerweise für die Basis sorgende Kontrabass wird in diesem Quartett durch den Drummer Oliver Mewes mit seinem original Slingerland-Schlagzeug besetzt.

Die Jubiläumstour zum 20-jährigen Bestehen der in unveränderter Besetzung bestehenden Formation läuft unter dem Motto „Travelin´“. Die Klangreise beginnt mit der Hopkins-Komposition „Orient-Express“ im Boogie-Woogie-Stil und dem orientalisch gefärbten Duo von Trompete und Saxophon. Unterschiedliche Erlebnisse ihrer zahlreichen Reisen präsentierten die Musiker in den verschiedensten Stilarten von Scott Joplins Ragtime über die Ellington- Moods in „On a turquoise Cloud“, den Swing-Blues von Coleman Hawkins „Disorder at the border“ oder die Sidney-Bechet-Ballade „Southern sunset“ bis zu Lhotzkys „Wohin“, das auf Franz Schuberts „Die schöne Müllerin“ basiert. Den italienischen Schlagerklassiker Volare“ präsentierte die Combo als schnelle old fashioned-Nummer mit einem perfekten Harlem Stride-Solo von Bernd Lhotzky am Piano und einer wunderschönen Einlage des Altsaxophonisten. Fasziniert hörten die Fans in der altehrwürdigen Sängerhalle, wie die vier Künstler diese Stile in die eigene Spielweise integrierten.

An diesem Abend drehte sich alles um Reisen. Die Komposition von Dawson „Gan Hyem“ oder „Going Home“ oder der Bossa-Nova „The Fiji Hula Bula“ von Chris Hopkins mit seiner humorvollen Schilderung der 46-stündigen Reise nach Neuseeland über die gesamte USA, sowie Lhlotzkys “Das Wrack der Guten Hoffnung“ zählten dazu.  

Lhotzky war es auch, der in einem Piano-Solo die Kunst des Stride-Klavierspiels demonstrierte: von der Dynamik des Anschlags, den Tempowechseln und der in weiten Intervallen kräftig ausschreitenden linken Hand, während die rechte virtuos mit Arpeggien und Tremoli zugleich agiert. Der Pianist hatte an diesem Abend mehrfach die Möglichkeit zu Soli wie auch der Schlagzeuger Oliver Mewes bei ausgedehnten Alleingängen trommelte die die Zuhörer mit reichem Applaus belohnten. Ökonomisch begleitete Lhotzky den Altsaxophonisten Hopkins in der Duo-Ballade „You´ll be together again“ und Dawson nahm in der Zugabe von Louis Armstrongs „When it´s sleepytime down south“ – wie öfter in diesem Konzert – die Gelegenheit zu einem gleißend-stählernen Ausflug in die High-Note-Lagen wahr.

Bei „Echoes of Swing“ verwundert dieses Aufgreifen von unterschiedlichstem Material und das Überführen in eine eigene musikalische Vielfarbigkeit nicht. Die einzigartige Band mit ihren hervorragenden Musikern versteht es, das Erbe des Jazz zu pflegen. Es sind die Eleganz und Finesse sowie die Improvisationsfähigkeit der vier Künstler, die das sachkundige Publikum des Jazzclubs Rheinhessen in Saulheim begeisterte.   

Klaus Mümpfer